Gute Aussprache will trainiert sein

Wer übt, kann sogar mit einem Korken im Mund verstanden werden. Und das Beste ist, danach spricht man auch ohne Korken deutlicher. Das konnten die „Schlappohren“ der SHG Schwerhörige und Ertaubte Heidelberg am Samstag 15. September 2018 in einem Aussprache-Workshop bei Logopädin Isabelle Mandel erfahren.

Zuhörer mit Skript, Logopädin

Schwerhörige hören anders, deshalb kann es sein, dass Ihre Sprache sich mit der Zeit verändert: zu laut oder zu leise, nuschelig, verwaschen. Es ist daher sinnvoll, Zeit in die eigene Sprachpflege zu investieren. Frau Mandel gab in gut zwei Stunden nicht nur einen Überblick über den Vorgang des Sprechen und das beteiligte Sprechwerkzeug, sie kombinierte ihren Vortrag mit praktischen Übungen, die jeder und jede auch zuhause leicht umsetzen kann. Für die Barrierefreiheit sorgte dabei nicht nur die FM-Anlage der SHG, sondern auch die Schriftdolmetscherin Anna Thesing, die sowohl vormittags beim Logopädie-Thema wie auch nachmittags gedolmetscht hat, so dass man mitlesen konnte. Der Workshop wurde von der AOK gefördert.

Dass für die Sprache der Umgang mit der Atemluft besonders wichtig ist, kann man bspw. bei den Lauten P, T und K feststellen, die nur dann so „explosiv“ klingen, wenn der Luftstrom richtig gestoppt wird. Zum Beispiel einfach mal P sprechen und dabei eine Hand auf den Bauch bzw. das Zwerchfell legen. Und die Resonanz unserer Stimme konnten wir bspw. mit der Luftballon-Übung erspüren. Dabei hält man sich mit beiden Händen den Luftballon mit etwas Abstand vor den Kopf und spricht, summt oder tönt in seine Richtung. Frau Mandel hatte auch ein paar Zungenbrecher dabei, mit denen sich verschiedene Konsonantengruppen trainieren lassen.

Gruppenbild vor Beamer beim Workshop

Klar wurde, dass mit einem Workshop nur ein Anfang gemacht ist. Das regelmäßige Üben müssen die „Schlappohren“ selbst übernehmen. Und wer selbst gut artikuliert, steckt vielleicht auch seine Gesprächspartner an, deutlicher zu sprechen. Klar wurde auch, dass die Sprache individuell ist und von der eigenen Biografie geprägt ist. Es gehört auch Akzeptanz dazu.

Nach einer kurzen Mittagspause befasste sich die SHG mit einem ganz anderen Thema, nämlich wie schwerhörige Menschen den Hörstress aktiv ausgleichen können. Hier gab SHG-Mitglied Livia eine praktische Einführung in die Progressive Muskelrelaxation (PMR) und Qigong. Einige der Teilnehmenden versicherten, dass sie bei PMR fast eingeschlafen wären 😉 insofern hat die Entspannung gut funktioniert. Livia legte den Schlappohren das Motto nahe, lieber die Übungen regelmäßig und ggf. kürzer zu wiederholen als nur selten und dafür lang.

Qigong-Übung, Gruppe, Arme ausbreiten