Lächeln ist ein guter Anfang: Körpersprache und Kommunikation

Workshop-Bericht / 2016

Kommunikation lebt nicht nur von Worten. Körpersprache, Mimik, Gestik gehören zu unseren zwischenmenschlichen Begegnungen. Doch was heißt es, wenn ein Mensch die Augenbraue hochzieht oder die Nase rümpft oder den Kopf hängen lässt? In einem Seminar Anfang November 2016 mit dem Pantomimen JOMI konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Selbsthilfegruppe Schwerhörige und Ertaubte Heidelberg, kurz die „Schlappohren“, bewusst mit der Sprache des Körpers auseinandersetzen und Impulse für ihre Beobachtungsgabe mitnehmen. Das halbtägige Seminar wurde von der AOK Rhein-Neckar-Odenwald gefördert.

Mann sitzt auf einem Stuhl, Hände zu Gebärden erhoben
JOMI erklärt die Feinheiten der Körpersprache

Josef Michael Kreutzer alias JOMI ist ein deutscher Pantomime, der seit frühester Kindheit gehörlos ist. Er studierte bei Marcel Marceau in Paris und hat sich als Solopantomime weltweit einen Namen gemacht. In Heidelberg ist er u. a. auch für seine Darbietungen im Rahmen von Gottesdiensten für gehörlose Menschen bekannt. Seine Kunst gibt er zudem als Dozent für Körpersprache und Pantomime weiter (mehr siehe auf seiner Homepage: http://www.pantomime-jomi.de).

Das rund vierstündige Seminar sollte eigentlich Samstagnachmittag im Heinz-Micol-Zentrum Heidelberg stattfinden. Teils mit ratlosen Gesichtern und betretenen Mienen, teils aber auch fröhlich unterhaltend standen die 13 Teilnehmenden sowie der Referent JOMI frühzeitig vor der Türe. Aber aufgrund einer Planungspanne fehlte der Schlüssel, um in die Räumlichkeiten zu gelangen. Angesichts des strömenden Regens suchte die Gruppe nach verschiedenen Lösungen, damit das Seminar nicht „ins Wasser“ fallen musste. Schließlich lud Ingrid die Gruppe zu sich nach Hause ein, was nur einen kleinen Fußmarsch für alle bedeutete. In ihrem geräumigen Wohnzimmer mit Blick auf die Heidelberger Altstadt konnten es sich schließlich alle gemütlich machen – und der Referent seinen Beamer aufbauen.JOMI hatte ein klares Konzept mitgebracht. Im Vortrag erklärte er, welche Elemente zur Körpersprache zählen und welche kulturellen Aspekte eine Rolle spielen. Wie unterschiedlich es z. B. aussehen kann, wenn ein Mann oder eine Frau gehen oder stehen oder sich auf einen Stuhl setzen, das veranschaulichte seine pantomimische Einlage dazu.

Mit Lockerungsübungen konnten die Teilnehmenden ihren Körper wahrnehmen und herausfinden wie gut sie einzelne Körperteile separat bewegen konnten. Denn die Grundlage für eine gute Körpersprache ist natürlich auch ein gewisses Training und Kennen des Körpers. Später diskutierten die Teilnehmenden in kleinen Gruppen darüber, welche Bedeutung verschiedene Körperhaltungen von Strichmännchen haben könnten. Dazu begab man sich am besten selbst in die jeweilige Haltung. Wir konnten dabei feststellen, dass oft mehr als eine Interpretation möglich waren.

JOMI erläuterte, dass die Körpersprache eben auch von der Situation abhängig sei, in der sich jemand befinde. Bei den Strichmännchen war zudem kein Gesicht zu sehen – also auch keine Mimik. Den Unterschied zwischen Gestik und Mimik definiert Jomi mit einer klaren Linie: Körperteilbewegungen vom Hals abwärts zählen zur Gestik. Während Mimik die Bewegung von Gesichtsmuskeln meint. Das Gesicht zeigt die Gefühle: Wut, Trauer, Freude deutlich. Und interessant wird es, wenn die Mimik nicht zum Gesagten passt. Anschaulich zeigte Jomi, wie es aussieht, wenn jemand sagt, dass es ihm gut geht, die Mundwinkel aber nach unten zieht und die Stirn kräuselt.

Sein Tipp für uns Schlappohren ist, unsere persönliche Körpersprache bewusst einzusetzen. Er nennt es die „mimische Zeichensprache“. Diese verwendet natürliche Bewegungen, die leicht verständlich sind. Jeder könne sich diese selbst erarbeiten z. B. indem man sich Worte vorstellt und jeweils dazu eine eigene natürliche, bildhafte Bewegung entwickelt. „Körpersprache bewusst zu sprechen, ist Grundvoraussetzung für die Einschätzung der Körpersprache des Gegenübers“, so schließt Jomi seinen Vortrag. „Sie soll so intensiv sein, dass sie sympathisch macht! Die erste Vokabel, die man dabei spricht ist das Lächeln!“

Teilnehmergruppe und Jomi zeigen Hände, Daumen hoch, Lächeln
Mit einem Lächeln beginnt der Einstieg in die Körpersprache: Die Seminarteilnehmenden mit JOMI

Ein paar Teilnehmerstimmen:

„Mir hat das Seminar gut gefallen, ich habe mitgenommen, dass ich gut darauf achten muss, dass mein Gesprächspartner mich versteht. Pantomime ist für mich faszinierend. Es war schön Jomi bei seinem ‚Auftritt‘ zuzuschauen.“ R.F.

„Habe gelernt, dass durch die Körpersprache viele etwas anderes verstehen und deuten können. Ich fand auch toll, dass man das Folien-Material als Kopie mitbekommen hat; meine ehrliche Meinung das Seminar war gut aufgemacht, eine Vertiefung wäre auch schön.“ A.W.

„Die Aufbereitung des Themas Körpersprache durch Jomi war interessant und anregend. Eine Höranlage wäre, wie geplant, nützlich gewesen, um alles und entspannter hören zu können. Die pantomimischen Einlagen haben mich begeistert. Es war für mich ein Genuss, diesen Künstler so hautnah erleben zu können als Mensch und als Pantomime.“ G. M.