Pressemitteilung vom 11.10.2013
Über 80 Interessierte beim Fachvortrag über Hörbehinderungen in Schriesheim
- Dr. Roland Zeh: Mit Hörtaktik können Betroffene viel erreichen
- Mit T-Spulen und induktiven Höranlagen bessere Teilhabe möglich
Mit soviel Interesse hatten die Veranstalter nicht gerechnet: Über 80 Teilnehmer überwiegend aus dem Kreis Bergstraße und der Rhein-Neckar-Region wollten sich am vergangenen Mittwochabend, 9. Oktober 2013, den Vortrag „Schwerhörigkeit: Hörbehinderungen, Integration, Barrierefreiheit“ mit Dr. med. Roland Zeh in Schriesheim nicht entgehen lassen. Und alle fanden einen Platz im großen Saal im Hotel-Restaurant „Zur Pfalz“. Eine Teilnehmerin war sogar extra aus dem Hohenlohekreis angereist.
Wege zum Abbau von Kommunikationsbarrieren
Gabriele Merck von der Selbsthilfegruppe für Schwerhörige und Ertaubte Heidelberg wollte mit der Veranstaltung Wege zum Abbau von Kommunikationsbarrieren aufzeigen.
Die AOK Rhein-Neckar-Odenwald förderte den Vortrag, bei dem die Gebärdensprachdolmetscherin Caroline Perotto in die deutsche Gebärdensprache übersetzte und die Schriftdolmetscherin Anna Thesing die Diskussionsbeiträge mitschrieb. Die Firma Humantechnik verlegte am Vortragsabend eine Induktionsanlage (Ringschleife) im Saal. Die Firma Phonak richtete eine Beschallungsanlage ein und stellte Mikrophone zur Verfügung
„So etwas ist Luxus,“ sagte Referent Dr. med. Roland Zeh im Hinblick auf die Technik und die Dolmetscherinnen anerkennend.
Dr. Zeh ist Chefarzt der Abteilung Hörstörungen, Tinnitus, Schwindel und Cochlea Implantate in der MEDIAN Kaiserberg-Klinik Bad Nauheim, Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin – und Selbstbetroffener. In der Rehabilitation befassen sich viele hörbehinderte Menschen erstmals mit den Folgen der Höreinschränkung: Anspannung in der Kommunikation, Hörstress, Neigung zu sozialem Rückzug und Isolation.
Hörtaktik entwickeln
Beim Abbau von Barrieren sei die eigene Offenheit im Umgang mit der Behinderung sehr wichtig. Mit einer guten Hörtaktik könne, nach Ansicht von Dr. Zeh, schon viel erreicht werden.
Hörtaktik beginne bei der Wahl eines geeigneten Sitzplatzes bei Veranstaltungen, nahe zum Sprecher. Sie umfasse aber auch, selbst mit der richtigen Fragetechnik Gespräche zu gestalten. Die Raumakustik lasse sich z. B. mit Teppichen und Vorhängen verbessern. Dazu kommen technische Hilfsmittel wie FM-Anlagen und Lichtsignalanlagen.
Viel müsse sich noch bei der Bewilligungspraxis bewegen. „Wir haben eine Sozialgesetzgebung, die uns viele Teilhaberechte und Hilfsmittel für den Ausgleich der Behinderung gewährt. Um aber die Hilfen wirklich zu bekommen, müssen wir immer kämpfen, kämpfen, kämpfen“, sagte Dr. Zeh. Die Betroffenen hätten schon genug damit zu tun, mit der Behinderung klarzukommen.
T-Spulen für induktives Hören unverzichtbar
Eine zentrale Forderung auf dem Weg zur Barrierefreiheit ist für Dr. Zeh, dass nur Hörgeräte und Cochlea Implantate zugelassen werden, die eine T-Spule besitzen. Entsprechend appellierte Dr. Zeh auch an Akustiker, bei der Hörgeräteversorgung immer die T-Spulen zu aktivieren.
Erst die Ausstattung mit T-Spulen ermögliche den Hörgeräte- und CI-Trägern die Nutzung von induktiven Übertragungsmöglichkeiten. Und damit die Teilhabe z.B. an Vorträgen, Predigten in der Kirche oder Theater. Bei induktiven Höranlagen wird der Ton per Mikrophon direkt an das Hörgerät – im Induktionsprogramm – übertragen, störende Nebengeräusche werden abgemildert oder ganz ausgeschaltet. „Wer es einmal erlebt hat, möchte nie wieder ohne“, so Dr. Zeh.
Weitere Informationen siehe Vortragspräsentation Präsentation Barrierefreiheit für schwerhörige Menschen (PDF)